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Tropaea Drusi (Τρόπαια Δρούσου)
Tropaea Drusi bei Historikern unserer Zeit
Mögliches Lager an der Saalemündung
Der Historiker berichtete im letzten Paragraphen seiner römischen Geschichte von einem Bienenschwarm am Tabernakel im Lager des Drusus. Dieses Unheilsvorzeichen konnte er nur auf ein Ereignis im Jahre des Erscheinens seines Werkes (11 v. Chr.) beziehen: einen Überfall, bei dem viele Römer fielen. Aus der Naturgeschichte 11, 18, 55 wissen wir, dass er bei Arbalo stattfand und für die Römer ziemlich glücklich ausging. Das Unheilsvorzeichen wartete weiter auf seine Erfüllung.
Zwei Jahre später, 9 v. Chr., wagte sich Drusus weiter nach Osten. Im Cheruskergau setzte er zum rechten Weserufer über und rückte vor bis zur Elbe, die er nicht überschritt. Auf dem Rückwege zwischen Saale und Weser stürzte er mit dem Pferde und brach den Schenkel; im Sommerlager, in das man ihn gebracht hatte, erlag er nach 30 Tagen seiner Verletzung. 1
Nach 2 starb Drusus an einer Krankheit im Sommerlager, das seitdem verflucht genannt wurde:
[la]
morbo obiit in aestivis castris, quae ex eo
Scelerata
sunt appellata.
hat das Lager bei Schellerten 3 lokalisiert:
Nun gibt es aber am Quellbach Schelle bei Hildesheim - zwischen Weser und Elbe, Saale und Rhein, 200 Meilen vom Taunus entfernt - den einmaligen Ortsnamen Schellerten , und zwar unmittelbar an einer alten Fernstraße, wie sie die Römer benutzt haben werden: an der B 1, unmittelbar dort, wo nach menschlichem Ermessen Drusus verunglückt und gestorben ist. Gehen wir davon aus, daß dieses Dorf Schellerten (1244 Schelerthe, 1266 Scelerthe nach dem Bach Schelle benannt und unter Drusus schon vorhanden war, so kann es durchaus sein, daß die Römer beim Hören beider (!) Namen im Zusaminenhang damit nach dem Tode des Drusus abergläubisch an Befleckung (= scelus) / befleckt (sceleratus) dachten. Sei es, daß sie die Schuld am Tode Drusus den Cheruskern, der germanischen Seherin an der Elbe, den unaufmerksamen Truppen bei Schellerten oder dem Drusus selbst zuschrieben oder dem Unglücksort selbst.
Siehe Hans Dobbertin's vollständigen Aufsatz.
vermutet den Sterbeort des Drusus beim Ort Schellerten nur 2 km von Garbolzum = Arbalo entfernt. Ich schließe daraus, dass die Schlacht bei Arbalo = Garbolzum bei Castra Scelerata = Schellerten stattfand.
Nach dem Tode des Drusus benannten die römischen Soldaten das Lager nach dem germanischen Ortsnamen, der für sie wie scelerata = verflucht klang. Sein offizieller Name muss anders gelautet haben.
schreibt in seinem Bericht über den Feldzug des Tiberius im Jahre 4 n. Chr. ( Buch 2, 105 ) , von einem Winterlager an der Quelle (wörtlich: am Haupte) der Julia .
[la]
… in Germaniam, in cuius
mediis finibus
ad caput
Juliae
…
Es lag also mitten in Germanien.
Dazu bemerkt : 4
Das Winterlager des Tiberius, das einzige rechtsrheinische Winterlager eines großen Heeres, von dem wir wissen, gehört auch zu den Träumen der Lokalforscher. Leider ist das Suchen dadurch erschwert, daß der Text des Velleius verderbt oder doch durch eine beabsichtigte Verbesserung beunruhigt ist: „ad caput Juliae“ fluminis stand in der einzigen, nun verlorenen Handschrift, auf der unser Text beruht; „ad caput Lupiae“ pflegt man seit Jahrhunderten 5 zu lesen,
Der Name des Lagers ist ungenannt.
Es lag dort, wohin Tiberius im Jahre 4 n. Chr. zog: in der Gegend von Schellerten, das an der Quelle des Baches Schelle liegt, nach welchem es auch benannt ist. Auf der Karte ist der Feldzug durch eine grüne gestrichelte Linie dargestellt, die östlich von Hildesheim, genau bei Schellerten, endet. Es ist auch einer der Orte, durch den sein Bruder Drusus kurz vor dessen Tode im Jahre 9 v. Chr. zog (schwarze Linie).
Der Laut SCH fehlt im Lateinischen; er kann entweder durch SC oder durch J wiedergegeben werden, das heute in romanischen Sprachen wie weiches SCH ausgesprochen wird (wie z. B. italienisch Romeo e Giulietta ).
Es ist also gut möglich, das auch hier das Lager bei Schellerten gemeint ist. Die Julia der verloren gegangenen Murbacher Handschrift wäre korrekt und bräuchte nicht, wie in den letzten 500 Jahren üblich, als Lupia gelesen zu werden.
ad caput Juliae ist nicht durch einen späteren Abschreibefehler in den Text gelangt. Der Begriff stammt aus der Zeit der Entstehung, wie der zitierte Text des über die römische Wasserversorgung (De aquaeductu urbis Romae) belegt.
Wenn wir Schellerten als Schelle-Ort (althochdeutsch Ort = Spitze, Anfang) deuten, entspricht das genau der Übersetzung von caput Juliae . 6
Das Ortsbild von Schellerten ist nicht rechteckig, sondern ‒ bedingt durch den zentralen Hügel – tonnenförmig. Wir kennen diese Form zum Beispiel von dem kürzlich entdeckten [de] Römerlager bei Hedemünden an der Werra, das wahrscheinlich während der Drusus-Feldzüge angelegt wurde.
Die Verkehrswege laufen tangential um Schellerten, ebenso wie um das Lager bei Hedemünden.
Drusus konnte im Jahre 745 (9) im Cheruskergau das rechte Weserufer betreten und von da vorgehen bis an die Elbe, die er nicht überschritt, vermutlich angewiesen war, nicht zu überschreiten. Manches harte Gefecht wurde geliefert, erfolgreicher Widerstand nirgends geleistet. Aber auf dem Rückweg, der, wie es scheint, die Saale hinauf und von da zur Weser genommen ward, traf die Römer ein schwerer Schlag, nicht durch den Feind, aber durch einen unberechenbaren Unglücksfall. Der Feldherr stürzte mit dem Pferd und brach den Schenkel; nach dreißigtägigen Leiden verschied er in dem fernen Lande zwischen Saale und Weser 8 , das nie vor ihm eine römische Armee betreten hatte, in den Armen des aus Rom herbeigeeilten Bruders, im dreißigsten Jahre seines Alters, im Vollgefühl seiner Kraft und seiner Erfolge, von den Seinigen und dem ganzen Volke tief und lange betrauert, vielleicht glücklich zu preisen, weil die Götter ihm gaben, jung aus dem Leben zu scheiden und den Enttäuschungen und Bitterkeiten zu entgehen, welche die Höchstgestellten am schmerzlichsten treffen, während in der Erinnerung der Welt noch heute seine glänzende Heldengestalt fortlebt.---
8 Daß der Sturz des Drusus in der Saalegegend erfolgte, wird aus Strabon 7,1, 3 p. 291 gefolgert werden dürfen, obwohl er nur sagt, daß er auf dem Heerzuge zwischen Salas und Rhein umkam und die Identifikation des Salas mit der Saale allein auf der Namensähnlichkeit beruht. Von der Unglücksstätte wurde er dann bis in das Sommerlager transportiert (Sen. dial. ad Marciam 3: ipsis illum hostibus aegrum cum veneratione et pace mutua prosequentibus nec optare quod expediebat audentibus) und in diesem ist er gestorben (Suet. Claud. 1). Dies lag tief im Barbarenland (Val. Max. 5, 5, 3) und nicht allzuweit von dem Schlachtfelde des Varus (Tac. ann. 2, 7, wo die vetus ara Druso sita gewiß auf den Sterbeplatz zu beziehen ist); man wird dasselbe im Wesergebiet suchen dürfen.: Römische Geschichte, Buch VIII, 1. Kapitel, 1904 http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=3744&kapitel=2&cHash=45d37498a1chap01#gb_found
2 : De vita Caesarum / liber quintus / divus Claudius http://libri.freenfo.net/2/2042052.html
3 Mehr zum Ort Schellerten und seine Geschichte findet man bei Heike Klapprott: Schellerten . Ihr danke ich für die Hilfe bei der Suche nach der Schellequelle.
4 : Die Römer in Deutschland, Bielefeld und Leipzig 1905, Seite 22.
5Nunmehr seit 5 Jahrhunderten.
6 Die größte Quelle Hildesheims heißt Ortschlumpquelle
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