Die Schlachten bei Arbalo, Teutoburgiensis Saltus, Campus Idistaviso und der Hildesheimer Silberfund

Pontes longi

  1. Angelegt durch Ahenobarbus 1 n. Chr.
  2. Schlachtort im Jahre 15 n. Chr
  3. Lage

Angelegt durch Ahenobarbus 1 n. Chr.

L. Domitius Ahenobarbus ( = Rotbart) , Konsul 16 v. Chr., Großvater des Kaisers Nero, Statthalter von Illyrium 6 v. Chr - 1 n. Chr, führte in dieser Eigenschaft Feldzüge gegen Germanien. Er war der erste römische Feldherr, der über die Elbe vordrang. Ungefähr 1 v. Chr - 1 n. Chr. legte er die [de] Pontes longi  = Langen Brücken an.

Sie waren keine Brücken in unserem Sinne, sondern Dämme in einem sumpfigen Gebiet:

[la] angustus is trames vastas inter paludes et quondam a L. Domitio aggeratus, cetera limosa, tenacia gravi caeno aut rivis incerta erant; circum silvae paulatim adclives, quas tum Arminius inplevit, compendiis viarum et cito agmine onustum sarcinis armisque militem cum antevenisset. 1

Schlachtort im Jahre 15 n. Chr

Bekannt wurden die Pontes longi  durch die nach ihnen benannte Schlacht im Jahre 15 n. Chr..

Germanicus hatte den Ort der Varusschlacht aufgesucht, die Gerippe der im Jahre 9 gefallenen Legionäre begraben und den seinem Vater Drusus geweihten Altar  wieder herstellen lassen. Er zog sich zur Ems zurück und ermahnte seinen General Caecina, der mit einer eigenen Truppe zurückgeblieben war, möglichst schnell die Langen Brücken zu überqueren, um nachzufolgen:

[la] mox reducto ad Amisiam exercitu legiones classe, ut advexerat, reportat; pars equitum litore Oceani petere Rhenum iussa; Caecina, qui suum militem ducebat, monitus, quamquam notis itineribus regrederetur, pontes longos quam maturrime superare. 2

Tatsächlich wurde Caecina mit seiner Heereseinheit dort von den Truppen des Arminius angegriffen und entging nur durch sein besonnenes Handeln dem Untergang. Er wurde dafür mit einem Triumph ausgezeichnet.

Da in der Textstelle von der Ems die Rede ist, wird allgemein angenommen, auch Caecina habe sich schon weit westlich des Cheruskerlandes befunden.

Lage

Die Lage der Langen Brücken ist nicht überliefert.

Außer dem mit der heutigen Bundesstraße 1 zusammenfallenden Zweig des Hellwegs führte noch eine anderer von Hildesheim nach Osten, zur Oderfurt bei Ohrum. Dort gibt es eine Flurbezeichnung, die die obigen Bedingungen erfüllt:

Karte mit der Flurbezeichnung Lange Brücken
Durch das Amt Lichtenberg führte als bedeutendste Straße (1) die Mindener Poststraße; die Bezeichnung „Heerstraße“, die sie verdient hätte, fehlt auf der Strecke bis Hildesheim. Sie war der alte bereits vorfränkische Deiweg (1), in Westfalen Helweg genannt, der von Köln über Minden und Hameln nach Hildesheim führte. Er lief weiter über Nettlingen, Nordassel, an Burgdorf vorbei und überquerte das Bruch des Asselgrabens, der späteren Flothe, über die „langen Brücken“  die „Klein Linder (Osterlinder) Dambrücke“ und führte schließlich über Lichtenberg und Salder nach Ohrum an die alte Okerfurt. Gesichert wurde diese wichtige Ost-West-Verbindung in unserer engeren Heimat durch die Wallburg bei Nettlingen, die Asselburg und die 1681 „Zingel“ und 1750 Apenburg genannte Fest am Langen Damm bei Osterlinde, deren Wall etwa einen Morgen umfasste und noch zu Ende des 19. Jahrhunderts im Gelände zu erkennen war. 5
Karte der Umgebung von Nettlingen, im Südosten die Langen Brücken

Die Langen Brücken  enden in Osterlinde, einem Ortsteil von Salzgitter, wo seit der Zeitenwende bis heute Stahl gewonnen wird. 6 ). Diesen strategischen Ort lohnte es schon vor 2000 Jahren an das Straßensystem anzuschließen.

In der Schlacht an den Langen Brücken verschanzten sich die Römer in einer Burg, die die eine Hälfte befestigte, während die andere die Germanen abwehrte:

miscetur operantium bellantiumque clamor 7

1 Tacitus: Annales I 63 .

2 Tacitus: Annales I 63

3

Der Krieg des Arminius gegen die Römer war ein Volkskrieg; nur als ein solcher bot er gegenüber den römischen Legionsheeren Aussicht auf Erfolg. Dieser Volkskrieg konnte aber nur auf heimatlichem Boden geführt werden; den Römern auf weitere Entfernungen oder gar bis an den Rhein zu folgen, dazu fehlte Arminius völlig die notwendige Verpflegungs- und Nachschuborganisation.
Lindemann, Kurt: Der Hildesheimer Silberfund …, August Lax, Hildesheim, 1967, Seite 78 im Kapitel über die Pontes longi.

4 und nicht etwa Wiedenbrück , wie Christian Schoppe  meint ( http://www.arminius-varusschlacht.de . ) Wiede  ist die niederdeutsche Form von Weide  (Wiese oder Baum).

5 Text und Kartenausschnitt aus: Forche, Wolfram: Ur- und Frühgeschichte im Flothe-Fuhse-Winkel- unter Berücksichtigung des Bereler Südhangs http://www.berel-am-ries.de/seiten/Chronik/Forschungen-bis-808-nChr/Forschungen-808.htm

6 [de]http://de.wikipedia.org/wiki/Salzgitter#50000_v._Chr._bis_1829

7 Tacitus: Annales I 64.