Die Schlachten bei Arbalo, Teutoburgiensis Saltus, Campus Idistaviso und der Hildesheimer Silberfund

Wie findet man überlieferte geographische Namen wieder?

Wie erkennt man geographische Namen, die vor 2000 Jahren in lateinischer oder griechischer Sprache festgehalten wurden, in heutigen Namen wieder, obwohl sie sich vielleicht stark verändert haben? Wie macht man die Ähnlichkeit messbar? Mit welcher Wahrscheinlichkeit ist ein heutiger Ortsname aus einem überlieferten entstanden? Wie vermeidet man Fehldeutungen?

Ein Vergleich: Ein Stück Holz wird in einen See geworfen. Wie findet man es nach einiger Zeit wieder? Man beginnt an der Stelle zu suchen, an der man es hineingeworfen hat. Wenn man in der Nähe dieser Stelle ein Stück Holz entdeckt, ist es mit einiger Wahrscheinlichkeit das gesuchte. Je näher, desto wahrscheinlicher.

Nun wird das Stück Holz in einen Fluss geworfen. Man wird die Suche nicht an der Einschlagstelle beginnen, sondern zunächst schauen, wohin die Strömung es in der verstrichenen Zeit getrieben haben dürfte. Dann aber lässt sich dieselbe Methode wie oben anwenden. Ein Stück Holz, das man zu späterer Zeit an der Einschlagstelle findet, ist wahrscheinlich nicht das gesuchte, weil es von der Strömung woanders hin getrieben worden wäre.

Wie ermittelt man die Strömung? Indem man andere Stücke Holz hineinwirft und sie verfolgt. Natürlich wird das Wiederfinden erleichtert, wenn nicht allzu viel Zeit verstrichen ist.

Auf die Sprache übertragen bedeutet das: Man ermittelt, wie sich Namen aus römischer Zeit transformiert haben, deren heutige oder besser deren mittelalterliche Form zweifelsfrei bekannt ist. Beispiele dafür sind:

AMISIO EMS
LUPIAS LIPPE
THEODERICH VERONA DIETRICH  von BERN
RAVENNA RABEN  (Rabenschlacht)

Aus den Beispielen erkennt man, dass Vokale sich aufhellen( A zu E, EO zu I, U zu I) und V zu B wird). Falls zum Beispiel der Name VARUS eine Spur in einem heutigen Ortnamen hinterlassen hat, dann ist zu erwarten, dass der Name mit BE statt mit VA beginnt. Der Name ELISON dürfte heute mit I beginnen (ILSE).

Um zu beurteilen, ob sich ein heutiger Name aus einem überlieferten herleitet, führen wir ein Maß für die Unähnlichkeit, eine Art Abstandsbegriff, ein: Wir zählen die elementaren Transformationen, die von der zu erwartenden Form zu der heute vorgefundenen Form nötig sind. Transformationen, die zu erwarten sind, werden mit 0, solche, die häufig vorkommen, mit 1, seltene mit 2, sonst nicht vorkommende mit 3 gewichtet. Der Summenwert ist durch die Anzahl der Silben des überlieferten Namens zu dividieren. Je größer der Wert, desto unwahrscheinlicher ist die Herleitung. Diese Methode ist auf einige Namen aus der Hildesheimer Gegend angewandt worden.